Willkommen auf meinem Blog, auf dem es Worte aus meinem innersten zu lesen gibt. Seit 2011 besitze ich diesen Blog und freue mich über jeden einzelnen Kommentar, aktiven Leser und selber Schreiber. Ich erzähle aus meinem Alltag, wie es ist mit psychischen Erkrankungen zu leben und den steinigen Weg in den richtigen Körper zu finden. Danke an jeden, der mich dabei begleitet und meine Worte fühlt. Benjamin

Mittwoch, 2. Januar 2019

Rückblicke und Rückschritte

Raketen und Böller sind laut, doch das neue Jahr kommt immer leise. Eigentlich ändert sich diesmal nur eine Zahl, lediglich ein weiterer Dienstag und doch schwingt der Geist der Veränderung durch die Gegend. Jeder lässt das vergangene Jahr Revue passieren und erinnert sich an gute und schlechte Momente. Man nimmt sich neue Ziele vor, gute Vorsätze und Dinge die man erledigen will. Ich kann mein Jahr 2018 schlecht überblicken und ein Resümee ziehen. Es ist einfach so unendlich viel passiert und nichts führt mich zu der Erkenntnis, die viele andere ereilt, nämlich, dass das Jahr trotz einiger Momente ein gutes war. In Wahrheit erinnere ich mich eigentlich gar nicht mehr genau an alles. Viele Monate des Jahres habe ich getrauert und noch viel mehr Monate des Jahres habe ich die Trauer meiner Freundin respektiert und ausgehalten, denn ihre Mutter verstarb vor fast einem Jahr. Viel zu jung, nach einer endlos wirkenden und doch kurzen Zeit der schweren Krankheit. Von jetzt auf gleich hat sich alles verändert, wird wurden ins kalte Wasser geschmissen und sind zusammen gezogen, denn außer ihrer Mama hatte sie niemanden. Wenn man sich in dieser Trauer befindet ist jeder winzige Schritt ein Meilenstein. Ich hab Kräfte hervorgeholt, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie besitze. Es war wie ein Muskel an einer Stelle, von der man nicht weiß, dass man dort überhaupt einen Muskel hat. Alles was ich konnte habe ich gegeben und verdammt, ich bin echt auf dem Boden gekrochen. Das alles habe ich für meine Freundin getan, die ich seit so vielen Jahren liebe und schätze, sodass ich auch in dieser dunklen Zeit ihres Lebens niemals damit aufgehört hätte. Schon im Sommer 2017 bin ich übergangsweise bei den beiden eingezogen, denn die plötzlich verlangte Pflege für ihre Mutter war Kräfteraubend und aufwändig. Ich habe 7 Monate aus einer Reisetasche gelebt, die ich tagsüber unter das Bett geschoben habe. Ich hab alles pausiert und war einfach da. Danach bin ich endgültig zu ihr gezogen und bin damit bei meinem Papa ausgezogen, dessen Wohnung für 4 Monate mein Zuhause gewesen ist. Vorher habe ich bei beiden Elternteilen gelebt, bin jeden Tag woanders gewesen. Nichts konnte ich richtig mein Zuhause nennen. Seit April lebe ich nun mit meiner Freundin zusammen und jeder Tag aufs neue war eine Zerreißprobe für uns. Die Trauer, dann die Veränderung, dass wir zusammen gezogen sind. Alles war ein riesiger Knubbel von Scheiße. Zwischendrinnen fing auch noch meine Hormonbehandlung an. Testosteron Overload. Ich habe mich selbst so unfassbar schnell verändert, bin aggressiv geworden, kam mit mir selbst nicht mehr klar. Im Sommer hab ich dann meine "Ein Jahr Trocken"-Marke geknackt und kurz danach den Rückfall erlebt. Ein Jahr geschafft und mit einem Glas zunichte gemacht. Das letzte mal etwas getrunken habe ich gestern. Ich bin weit entfernt von Monaten ohne Alkohol. Das ganze letzte Jahr hat mich unfassbar viel Kraft gekostet und so bin ich irgendwann in eine weitere Depression gerutscht in der ich immer noch drinnen stecke und die sich schon wieder anfühlt wie Normalität. Ich hab mich erwischt, wie ich fahrlässig mit meinem Leben umgegangen bin. Über die Straße laufen ohne zu gucken, ein Cuttermesser mit dem Griff gegen die Brust gedrückt, die Klinge zerteilt einen Schlüsselring und drückt ihn auseinander, damit ich mit den Händen den Briefkastenschlüssel reinfriemeln kann. Einmal abgerutscht und ich hätte die Pulsadern erwischt. Das ganze Jahr ist nichts, worunter ich einen Strich ziehen kann, um ordentlich abzurechnen. Ich kann nicht sagen, dass es trotz allem gut war. Ich kann nicht sagen, dass es vollster Scheiß war. Ich fühl wie schon so oft, kaum etwas und nur mit Gefühlen könnte ich gute und schlechte Erlebnisse aufs neue aufleben lassen. 2018 war einfach ein Jahr. Ein Jahr wie jedes andere und doch ganz anders als jedes zuvor.

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