Willkommen auf meinem Blog, auf dem es Worte aus meinem innersten zu lesen gibt. Seit 2011 besitze ich diesen Blog und freue mich über jeden einzelnen Kommentar, aktiven Leser und selber Schreiber. Ich erzähle aus meinem Alltag, wie es ist mit psychischen Erkrankungen zu leben und den steinigen Weg in den richtigen Körper zu finden. Danke an jeden, der mich dabei begleitet und meine Worte fühlt. Benjamin

Sonntag, 30. Dezember 2018

Addiction

That’s why I need to tell them. Not because I need their permission, their forgiveness or to offer them some act of contrition. But because I need them to see me. To witness. The act of telling the truth, especially about something that makes us ache, is often the only absolution we need.

Donnerstag, 27. Dezember 2018

Druck

Ich hab das Gefühl mein Gehirn befindet sich in einem Schraubstock. Sekündlich wird er mehr und mehr zugezogen und ich glaube bald wird es endgültig zerstört. Der Druck ist kaum auszuhalten. Im Kopf, auf der Brust. Mein ganzer Körper fühlt sich an als würde er nieder gedrückt werden. Unverständnis von meinen Mitmenschen. An meiner Situation bin ich selbst schuld, das denken sie. Wenn nicht ich, wer sonst? Doch anstatt immer danach zu suchen wer Schuld hat, wäre die Suche nach angemessener Hilfe und Verständnis doch viel sinnvoller. Stattdessen drückt der mahnende Zeigefinger von anderen direkt auf die offene Wunde. Du bist selbst schuld. An allem was dir widerfährt. Seid still, verschwindet von mir, ihr erdrückt mich! Unverständnis von allen Seiten, zerbrechende Hoffnung in mir. Ich such schon lange nach dem Sinn und da sitz ich nun, den Kopf auf dem Tisch, das Herz rast und der Körper zerberstet fast unter dem Druck von außen und innen. Der Sinn? Den hab ich nicht gefunden, aber so langsam schleicht sich der Gedanke ein, dass es keinen gibt. Keinen Sinn, der das alles rechtfertigt. Der mein Leben rechtfertigt.

Dienstag, 25. Dezember 2018

16

Sitze auf dem geschlossenen Klodeckel, lehne den Kopf an die Wand neben mir und schließe die Augen. Ich fühle mich wieder wie 16 in der hochphase meiner Depression. Versuche dem Weihnachtswirrwarr zu entkommen, aber mich belasten ganz andere Dinge. Ich versuche Lösungen zu finden, mein Kopf qualmt bereits. Wo bekomme ich Geld her? Ein Job, das naheliegendste, ist für mich momentan nicht möglich. Ich kann kaum das Haus verlassen, meine depressive Phase hat mich so dermaßen erwischt. Hat mir in die Fresse geschlagen, in die Rippen getreten, immer wieder auf meinen am Boden liegenden Körper eingedrescht und mich dann verletzt zurück gelassen. Jeden Monat schleppe ich mich mit Minus in den nächsten. Mir fehlen hunderte Euro. Ich bin im Rückstand und weiß nicht wie ich das ganze wieder hinbiegen soll. Die Probleme scheinen mich zu erdrücken und die einzige Hilfe die ich bekommen könnte, verwehrt sie mir. „Ich habe selbst Fixkosten. Ich kann darauf momentan einfach nicht verzichten.“ Sie kann nicht drauf verzichten, sie kann nicht auf die 1000€ Unterhalt verzichten, die mein Vater ihr Monat für Monat aufs neue überweist und das obwohl keiner ihrer Kinder noch bei ihr wohnt. Nein, sie wohnt jetzt bei ihrem neuen Freund. Sie haben sich ein 220qm Haus zusammen gemietet und sie muss keinen Cent Miete bezahlen. Keinen einzigen Cent. Trotzdem braucht sie die 1000€ jeden Monat, weil sie ja „Fixkosten“ hat. Dass ich mich seit Monaten von Monat zu Monat schleppe und kaum klar komme, ist ihr egal. Ich bin ja nur ihr Kind. Solange sie auf das Geld von meinem Vater besteht, wird er mir nicht unter die Arme greifen können. Solange muss ich alleine da durch. „Ich kann mal ab April oder Mai gucken, dann bekommt dein Bruder nichts mehr, weil er mit seinem Job beginnt. Dann würdest du das Geld bekommen.“ Sie sieht mich so selbstverständlich an, mir dreht sich der Magen um. „April oder Mai?“ Meine Worte bleiben mir fast im Hals stecken. Seit September bin ich im Minus, hab alles verbraucht was ich angespart habe. So war das alles nicht geplant, ich sollte noch zuhause wohnen und mich um das alles nicht sorgen. Doch das Leben spielt einfach, ohne dass ich großartig viel zu sagen habe und so kam es, dass ich von zuhause ausziehen musste. Ich sitz immer noch auf dem Klodeckel, lass das Gespräch Revue passieren. Seit Monaten versuche ich nach Hilfe zu fragen und jetzt als ich es endlich geschafft habe, erwartete mich bloß die nächste Klatsche. Bin mit meiner Kraft langsam am Ende. Manchen Dingen kann man nicht entkommen, auch nicht wenn man sich im Bad einschließt und die Augen vor den Problemen schließt. (Vielleicht auch genau deswegen nicht)

Freitag, 21. Dezember 2018

Body Gender Dysphoria

Ich hab mich verändert. Mehr als nur innerlich. Ich gleiche kaum noch dem Bild, welches ich vor drei oder vier Jahren abgegeben habe. Vermutlich erkennt mich von früher niemand mehr wieder. Meine Haut ist über und über mit Farbe bedeckt. Ein einzigartiges Tattoo küsst das nächste. Eine Geschichte auf meinem Körper, persönlich und ehrlich. Meine Haare sind um 30 Zentimeter kürzer. Bis zum Bauchnabel gingen sie früher. Jahrelang habe ich unendlich viele Komplimente für meine langen und schönen Haare bekommen. Jetzt rasiere ich mir den Kopf, 6mm sind noch übrig. Ich hab mich nie befreiter damit gefühlt. Mein Gesicht und Körperbau hat sich verändert. Ich finde immer etwas mit dem ich unzufrieden bin, denn an meinem Perfektionismus und meiner Selbstkritik hat sich nichts geändert. Was ich jetzt ganz deutlich sagen will, ist die Veränderung die mehr einer Anpassung gleicht. Ich hab seit Jahren gespürt, dass ich nicht in diesem weiblichen Körper wohnen kann. Ich hab mich genau da, wo man ankommen sollte, am fremdesten gefühlt und ich konnte es all die Jahre nie benennen. Wie viel ich versucht habe, auf der Suche nach Zufriedenheit. Wie unzufrieden und verloren ich jeden Tag aufs neue war, wenn ich aus dem Fitnessstudio nachhause kam. Denn mein Gewicht war nie das Problem. Es waren die Brüste, die größer wurden, es waren die weiblichen Kurven, die Hüften. All das würde niemals verschwinden, egal wie oft ich Sport machte. Man könnte genau so gut versuchen ein gebrochenes Bein mit einer Diät zu heilen. Nichts von all dem hat Sinn gemacht und trotzdem konnte ich den Finger nie auf das Problem legen. Ich hab’s gespürt, aber nie danach gegriffen. Bis zum letzten Jahr und seitdem ist so viel passiert, dass es mich umhaut. Ich habe meine Hormontherapie begonnen und bin seit fast einem Jahr auf Testosteron. Auch meinen Namen darf ich in den nächsten Wochen endlich legal ändern lassen. Ein Prozess der 10 Monate gedauert hat. Bald erinnert nichts mehr an das was vorher war. Niemand wird mich mehr Hannah nennen. Keine alten Freunde, keine neuen Freunde, keine Bekannten, keine alten Blogger. Ich lass den Namen hinter mir, packe meine Koffer mit alten Erinnerungen, weiblicher Sozialisierung und Geschichten. Ich mach mich auf zu dem „neuen“, meinem neuen Namen, nicht neuem Leben. Ich bin Benjamin.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Back again (again and again and again)

Bin was ich bin hat damals perfekt zu mir gepasst und das tut es heute immer noch. Ich mag eine Weile verschwunden sein, aber mit dem schreiben habe ich nie aufgehört. Es war immer ein großer Teil von mir und nur weil ich unter diesem Namen nicht mehr gebloggt habe, war ich nicht untätig. Ich habe mir eine andere Quelle zum schreiben gesucht. Ein Buch. Motivierende Instagramcaptions. Doch eins hat immer gefehlt. Das war dieser Blog, mein Bin-was-ich-bin Moment jeden Tages. Ich hab ab und an an diese Zeit hier zurück gedacht. An all die Menschen die ich kennen gelernt habe, an die Kämpfe die ich ausgetragen habe, an Magdalena von Magdalenas Lichter. Und ich frag mich ob es ihr gut geht. Und ich hoff, dass sie lächelt und es auch so meint. In der letzten Zeit fliegen meine Gedanken viel öfter zu meinen alten Blog und diesen Safe Place, den ich mir über all die Jahre erbaut habe. So viele haben hier mit mir gelitten, mit mir gelebt. Es ist ruhig geworden in dieser Blogger Welt. Ich finde kaum noch Blogs, die wirklich aktiv sind. Oft sind die letzten Posts von vor zwei Jahren. Seid Ihr alle weg? Seid Ihr richtig im Leben angekommen? Konntet Ihr Eure Psyche heilen, habt Ihr Essstörungen und Selbstverletzungen hinter Euch gelassen und seid geheilt? Oder seid Ihr es einfach leid, jeden Tag aufs neue darüber zu schreiben und zu lesen? Ich kann es niemandem verübeln, denn manchmal fühle ich mich tausend Schritte weiter. Manchmal so, als hätte sich nichts getan. Jetzt bin ich hier und ich habe eine volle Portion an neuen Problemen, hab viele alte zurück gelassen und stehe immer noch vollkommen zerbrochen da. Nur diesmal sind es andere Stellen. Risse, die nie zuvor da gewesen sind, Schnitte die verheilt schienen. Alles kommt irgendwann wieder hoch, egal in welchem Zustand, nichts bleibt auf Ewig friedlich am Grund liegen. Jetzt starte ich also wieder hier, unter altem Namen. Wer das alles nicht lesen will, wer mich privat oder von woanders kennt oder dieses Bild von mir nicht zerstört haben will, der sollte besser gehen. Denn hier hat mich noch nie etwas zurück gehalten. Hier gibt es keine Teilwahrheiten wie auf Instagram. Hier gibt es immer die schonungslose Seite, von der kaum jemand hören will. Die, die weh tut, die widerlich ist, die triggert. Denn das ist mein Leben. Diese Gedanken und diese Gefühle waren es schon immer. So dunkel wie die Nacht. Daran hat sich in all den Jahren nichts zum positiven geändert. Ich habe beinahe das Gefühl es ist nicht mehr blutrot, sondern pechschwarz. Ja, es hat sich viel verändert und ich habe viel gelernt. Doch die Gedanken, die bleiben düster.

Mittwoch, 19. Dezember 2018

I'm a mess


Zitternde Finger, zuckende Lider. Ich schließ die Augen und das zucken hört nicht auf. Minuten verstreichen, in denen ich konzentriert auf einen Punkt starre. Weitere Minuten in denen ich mir die Augen mit den zitternden Fingern reibe. Unruhe wallt durch meinen Körper wie ein tosendes Meer. Wo kommt all das her? Ich mache ein paar tiefe Atemzüge und glaube den Verstand zu verlieren, denn ich spüre wie ich auf den Abgrund zu gehe. Ein paar Schritte sind es noch, aber es ist stockdunkel und ich weiß nicht, wann ich die Kante erreiche. Die Gewissheit, dass ein Abgrund kommt, ist wie in Stein gemeißelt. Man hätte mir die Wahrheit genau so gut zuflüstern oder entgegen schreien können. Der Abgrund kommt. Ich schüttel meine Hände aus, versuch diese Entzugserscheinungen abzuschütteln wie eine alte Erinnerung. Ich komm nicht zur Ruhe, stattdessen bin ich gespannt wie ein Drahtseil. Bei der kleinsten Berührung könnte ich reißen und Höllenqualen erleiden. Ich warte auf den Abgrund, denn die andere Richtung ist nicht mehr möglich. Zuerst muss ich fallen, ganz ganz tief. Danach kann ich mich aufrappeln und versuchen aus dem Loch empor zu steigen. Vorher bin ich machtlos, egal wie sehr ich kämpfe. Denn meine Finger zittern immer noch, meine Lider zucken non-stop, mein Körper verlangt nach dem Suchtmittel. All das muss sein Ende finden, dann ist der Abgrund nichts weiter als ein flacher Boden, von dem aus ich weiter laufen kann.