Willkommen auf meinem Blog, auf dem es Worte aus meinem innersten zu lesen gibt. Seit 2011 besitze ich diesen Blog und freue mich über jeden einzelnen Kommentar, aktiven Leser und selber Schreiber. Ich erzähle aus meinem Alltag, wie es ist mit psychischen Erkrankungen zu leben und den steinigen Weg in den richtigen Körper zu finden. Danke an jeden, der mich dabei begleitet und meine Worte fühlt. Benjamin

Sonntag, 17. Februar 2019

Dumb shit

Ich fühle mich ernsthaft dumm. Eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Noten waren immer nur ein kurzes Trostpflaster auf einer klaffenden Wunde. Ich fing in der elften Klasse an, die besten Noten zu schreiben, mein Zeugnis sah so gut aus, dass sich eine eins vor dem Komma befand. In der Uni befinde ich mich momentan bei 1,5. Die Thesis fehlt noch, die einzige Sache die mir noch den Schnitt versauen kann. Trotz dieser Rückmeldung fühle ich mich dumm. Ich suche Gründe für diesen Gewinn. Die Klausuren waren einfach. Der Unterricht war simpel. Der Lehrer mochte mich. Das Referat wurde wegen den anderen so gut. Die Hausarbeit ist nur so gut durchgegangen, weil der Professor so viele Hausarbeiten zu korrigieren hatte, dass er meine nur überflogen hat. Ich hab das alles nur geschafft, weil ich Glück hatte. Denn tatsächlich fühle ich mich ernsthaft dumm und als wüsste ich so gut wie gar nichts. Dieser Gedanke nagt so lang schon in meinem Hinterkopf. Er zerfrisst mich beinahe und ich kann dieses Engegefühl in meiner Brust einfach nicht abschütteln. An Tagen wie heute presst es mich nieder, sitzt auf mir und gibt mir keine Chance wieder aufzustehen. Jedes mal, wenn mir jemand versucht das Gegenteil zu erzählen, kann ich es nicht glauben. Meine Therapeutin, die nicht dafür da ist mir irgendwelche Komplimente zu machen, versucht mir ab und an beizubringen, dass ich nicht dumm bin, dass ich mit meinem Abschluss und meiner Laufbahn bewiesen habe, dass ich wirklich klug bin. Dann lache ich immer in mich hinein und alles was ich denke "Wahnsinn, sie lügt dir einfach ins Gesicht, damit du dich besser fühlst." Ich fühl mich niemals genug, ich fühl mich niemals klug genug. Ich fühle mich für immer zu dumm und ich glaube daran können andere Worte niemals etwas verändern.

Samstag, 16. Februar 2019

Tigers and Sharks

Wir haben in unserem Leben nie etwas erschaffen. Wir sind gerannt, nur um des rennen Willens. Wir haben nichts erreicht und nichts geschafft. Unser Leben ist ein Marathon, dessen Ziel sich kontinuierlich bewegt. Einmal am Ende der Welt, einmal am Ende der Straße. Immer gleich entfernt, immer unterschiedlich weit weg. Wir haben nie etwas anderes gekonnt, als zu rennen. Wir haben nie etwas anderes gewollt, als zu fallen. Wir wollten fallen, miteinander. Wir wollten fallen, füreinander. Wir haben nie gestrauchelt, wir wurden doch immer gepusht, immer weiter bewegt. Die Stimme in uns trieb uns an, der Wille zu rennen war so präsent, wir konnten ihn an keinem Tag ignorieren. Heute sind wir gestrauchelt. Wir stolperten über den Kies, legten uns aufs Maul, blieben liegen. Fresse voller Steine und Dreck. Die Stimme in uns pocht an die Innenseite der Schädeldecke, wie ein gottverdammter Hammer auf den Nagel. “Steh auf, du musst rennen, rennen.” Wir spucken auf den Boden. “Du kannst nichts als rennen.” Blut vermischt mit Dreck. “Kannst nichts besser als rennen.” Und wir schreien uns an, graben die Fäuste in den Kies, schlagen unsere Knöchel auf und schreien. Wir schreien einfach. Ich schreie dich an, du schreist mich an. Und dann ganz langsam werden wir leise, die Handflächen blutig, das Herz rast und um uns ist es still. Wir schauen uns an, ich dich, du mich und da wird es uns klar. Mir wird klar, dass ich du bin. Dass wir niemals ein “wir” waren. Ich war schon immer Ich und alles was ich jemals konnte, war vor dir weg zu laufen. Mein Ziel war immer nur vor dir weg zu rennen und vielleicht muss ich selbst fallen, um mir aufzufallen. Mir ist aufgefallen, ich bin du. Ich kann nicht vor mir wegrennen. Nicht mal um des rennen Willens. Ich bin du.