Willkommen auf meinem Blog, auf dem es Worte aus meinem innersten zu lesen gibt. Seit 2011 besitze ich diesen Blog und freue mich über jeden einzelnen Kommentar, aktiven Leser und selber Schreiber. Ich erzähle aus meinem Alltag, wie es ist mit psychischen Erkrankungen zu leben und den steinigen Weg in den richtigen Körper zu finden. Danke an jeden, der mich dabei begleitet und meine Worte fühlt. Benjamin

Sonntag, 20. Januar 2019

20.01.2011

Ich werde dich nie vergessen, das ist das einzige was ich sagen kann. Ich denke jeden Tag an dich und es tut mir leid. Es tut mir so unfassbar leid, dass ich nie helfen konnte und dass ich all diese Dinge erst heute weiß. Ich wünschte ich hätte damals schon das Wissen von heute. Ich hätte dir helfen können... Wieder setzen die Schuldgefühle ein. Treten mit aller Macht in den Vordergrund, obwohl ich sie doch Monate, beinahe Jahre, zum schweigen gebracht habe. Ich mache mir Vorwürfe, obwohl meine Kapazitäten damals begrenzt waren. Ich wollte dich retten, doch ich wusste nicht wie. Heute wüsste ich, wie ich dich retten könnte und das macht es noch viel schlimmer, denn ich kann dich nicht zurück holen. An diesem Tag, wenn ich vor deinem Grab stehe, erdrücken mich all diese Gedanken und machen mich sprachlos. Meine Lungen fühlen sich an an wie eingefallen. Der Atem geht nur flach und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass jemand drauf sitzt. Die Schultern hängen ebenfalls, auf mir eine zu große Last. Ein viel zu großer Schmerz. Immer noch, nach all dieser Zeit, nach all diesen Jahren. Warum glaube ich immer, alles alleine schaffen zu können? Warum glaube ich, dass ich alles schaffen kann? Alleine der Weg hier her hat mich Unmengen an Kraft gekostet. Vorbei an all diesen Erinnerungen aus meiner Jugend. Vorbei an Konversationen und Erlebnissen, die ich mit dir und der ganzen Zeit verbinde. Vorbei an dem Ort, an dem ich dich das letzte mal gesehen habe. Hey. Ein kurzes Nicken. Hey. Ich schrei mein fünfzehn Jahre altes ich an. Geh zurück! Setz dich zu ihr! Sprich mit ihr! Das sollen nicht die letzten Worte sein, die ich mit ihr gewechselt habe. Dann ist der Moment vorbei, der Bus fährt weiter und ich verschließe die Augen vor dem Schmerz. Ich kann es nicht rückgängig machen. Die letzten Worte, die ich vor ihrem Tod mit ihr gewechselt haben bleiben die unpersönlichsten Worte, die man sich zuwerfen kann. Wie zwei Fremde auf der Durchreise, die zu höflich sind, um sich nicht zu begrüßen, aber zu fremd, um sich zusammen zu setzen und zu fragen wie es ihnen ergeht. Jegliche Erinnerungen prasseln auf mich ein, so wie jedes Mal, wenn ich den Bus auf dieser Route nehme.  Egal wie viel ich jetzt gelernt habe, wie gut ich mit Menschen umgehen kann, die in deiner damaligen Situation sind.. es bringt nicht dich zurück und ich will nichts sehnlicher, als meinen Frieden damit schließen. Ich will verstehen, dass ich dich nicht mehr retten kann und dass es nicht meine Schuld war. Ich will lernen, dass der Selbstmord eines anderen, nicht mein Fehler ist. Doch die Schlinge sitzt zu fest um meinen Hals, die Muster sind zu festgefahren und immer noch versuche ich all diese Menschen in meinem Umfeld zu retten. Ich kann nicht noch mehr Menschen verlieren, ich kann es nicht ertragen, nichts tun zu können. Und jetzt verlasse ich deine Stadt, will diese Gedanken und Gefühle abschütteln, aber ich weiß, dass ich wieder voll drinnen bin. Es nagt an mir und es sitzt tief in mir, nicht bereit mich in naher Zukunft los zu lassen.

3 Kommentare:

  1. du
    warst
    nicht
    schuld
    du
    warst
    nicht
    verantwortlich

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  2. Bin monatelang mindestens 1x in der Woche auf deinen Blog gegangen..
    Verfolge dich und deine Einträge schon seit Jahren.
    Schön, dass du wieder da bist.

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  3. Auch wenn das jetzt vielleicht kein großer Trost ist, aber sei froh, das ihr noch ein Wort wechseln konntet! Ich denke, es würde dich mehr zerfressen, wäre die letzte Begegnung stumm verlaufen!
    Und es war Suizid, ein Mensch, der schon fest mit allem abgeschlossen hat, dem kann nichts mehr retten.
    Es war ihre Entscheidung und du hättest nichts tun können!
    Und sie ist trotz allem bei dir, in deinem Herzen und in deinen Gedanken!

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